Liebe Leserin, lieber Leser,
der Monatsspruch für Mai ist eine Zumutung! „Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag. (Sprüche 3, 27) Welche Erinnerungen kommen Ihnen? Mir fällt so mancher bettelnder Mensch in größeren Städten am Rand des Fußwegs ein. Und als Jugendliche war es für mich selbstverständlich, dass ich, aus Mitleid und christlicher Nächstenliebe gab, wenn ich konnte.
Aber dann hörte ich etwas von organisierten Gruppen, die ihre Frauen zum Betteln in die Stadt fuhren und abends mit dem teuren Wagen wieder abholten. Oder ich hörte davon, dass fahrende Bettler untereinander Gaunerzinken an Häusern hinterlassen, ob Geld oder Essen zu erwarten ist an bestimmten Türen, gar eine Frau dort alleine lebt oder andere Information.
„Kein Bargeld“ war ab da meine Entscheidung an der Pfarrhaustür oder auch in der Fußgängerzone. Ich bot an, etwas zu essen zu kaufen. Manchmal wurde das dann abgelehnt. Und was haben mein Mann und ich an Geschichten an der Tür gehört, wenn jemand angeblich Geld für ein Bahnticket brauchte! Aber das kann ich mal bei anderer Gelegenheit erzählen.
Früher habe ich einmal eine Variante von Frau Holle gehört, wo es zwei streitende Bettler gab, die einander vorwarfen, der andere würde das erbettelte Geld nur verschwenden. Goldmarie entscheidet sich, indem sie das Geld einfach zwischen die beiden wirft. Und sie sollen sich darum streiten oder darüber einigen.
Eine Zeit lang habe ich dann danach gehandelt, weil selbst bei organisierter Schinderei der Frauen diese leiden, wenn sie am Abend wenig vorweisen können.
„Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.“ Mittlerweile bin ich leider sehr zurückhaltend geworden, weil ich nicht übers Ohr gehauen werden will.
Ich will nicht den Eindruck haben, dass sich jemand ins Fäustchen lacht, weil ich so dumm bin, ihm etwas zu geben, obwohl er ein Geschäft daraus gemacht hat. Und wenn dann doch ein Segen darauf läge, dem Bedürftigen Gutes zu tun?
Ich will mich neu herausfordern lassen durch dieses Wort, das uns eben auch mit auf den Weg gegeben ist wie so viele ermutigende und tröstende.
Frühling – eine Zeit des Neubeginns in der Natur, aber vielleicht auch zum Beispiel in dieser Frage? Ich halte Sie auf dem Laufenden!
Herzlich grüßt
Bärbel Krohn-Blaschke