Sara Oppenheimer als junge jüdische Frau aus Esens wurde zur gefeierten Sängerin in Frankfurt und Köln. Am 17. Oktober 2021 fand eine großartige Festveranstaltung in der
Esenser St. Magnus-Kirche statt, in der gefeiert wurde, dass Esens nun zu den aktuell 47 frauenORTEN gehört, in denen Frauen geehrt werden, die in ihrer Zeit außerordentliche Bedeutung erlangt haben.
Ein Satz der Superintendentin Eva Hadem hat mich bewegt und beeindruckt: Weil es in Esens keine jüdische Gemeinde mehr gibt, wird sich diese Geschichte einer jüdischen Frau nicht wiederholen. Nur Mitte des 19. Jahrhunderts konnte dies geschehen.
Und darum ging es in der Feier, dass diese jüdische Frau, Sara Oppenheimer, einen besonderen Weg beschritten hat. In Leipzig studierte sie Gesang und wurde auch in anderen Fä-chern ausgebildet. Stets fleißig besuchte sie die Veranstaltungen.
Regionalbischof Detlef Klahr schlug in seinem Grußwort einen Bogen zur aktuellen Jahreslosung „Seid barmherzig, weil euer Vater im Himmel barmherzig ist!“ und verwies darauf, dass dieser jungen Frau keine Freundlichkeit entgegenschlug, als sie 1864 ein Konzert geben wollte in St. Magnus und nach anfänglicher Zustimmung immer mehr Gemeindekirchenratsmitglieder dem Auftritt widersprachen. Heute würde er die Arme öffnen und alle willkommen heißen, egal welchen Glaubens und welcher Herkunft.
Gerd Rokahr hat nach einigen Vorveröffentlichungen pünktlich zum Festtag ein Buch erarbeitet, in dem er den Weg von Sara Oppenheimer nachzeichnet. Da sie bisher in der Versenkung der Geschichte verschwunden war, musste er sehr viele Originalquellen zur Kenntnis nehmen, was in den 18 Corona-Monaten überhaupt nicht einfach war. Aber ihm ist ein höchst ansprechendes Buch gelungen, das am Tag der Feier kostenfrei vergeben wurde und auch weiterhin kostenlos zu bekommen ist. Die Zeit zwischen 1850 und 1906 (Sara Oppenheimers Todesjahr) wird in einzigartiger Weise lebendig. Und ich habe mich die ganze Zeit fasziniert gefragt, wie zur gleichen Zeit dieses Leben in der Theaterwelt gelebt werden und im fernen Harlinger Land 1869 eine Gruppe bewegter Christen ihre Kirche bauen konnte.
Großartig, wie Gerd Rokahr aus Theater- und Konzertberichten ein bewegendes Buch erstellen konnte, das eine begabte Frau aus dem Harlinger Land Mitte des 19. Jahrhunderts uns heute lebendig werden lässt!
Dazu ein Videobeitrag vom NDR, hier öffnen.